Erfahrene Naturburschen können in Höga Kusten ihre eigenen Wege finden, statt bekannten Pfaden zu folgen. Nach dem Motto „Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht“ bietet das Unternehmen Höga Kusten Walkabout Touren durch unberührtes Gelände und ungeschönte Begegnungen mit der Wildnis an. Bei der Wanderung folgt man keinen Schildern, sondern der Nadel eines Kompasses. Unser Redakteur Peder Sundström hat‘s ausprobiert.
Als der Sommer in den Herbst übergeht, steht mir ein Abenteuer abseits der Wanderwege im Nationalpark Skuleskogen bevor. Ein „Walkabout“, wie die Aborigines sagen würden. Ich bin aber nicht allein unterwegs, sondern in netter Gesellschaft. Beim Orientieren helfen mir eine Landkarte, ein Kompass und die markanten Stellen in der Natur.
Wir treffen uns im Gasthof Skuleskogens Pensionat in Dal, inmitten von herrlicher Waldidylle: ein rotes Haus, eine grüne Spiegeltür, rosa Geranien, Stille. Im Flur schlägt mir der Duft von frisch gebackenem Brot entgegen. Ich gehe in den Speisesaal mit altmodischer Tapete und Nostalgiegeschirr, wo die Zeit stehen geblieben scheint. Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen Menschen, die einst das Land in Dal bewirtschafteten.
Dort treffe ich auch Bengt Wallin, den Wanderführer und Betreiber von Höga Kusten Walkabout. Ohne viel Gerede teilt er uns in Grüppchen auf, gibt uns Anweisungen – und macht uns ehrlich gesagt ein bisschen Angst: Wir sollen den Weg jetzt ganz alleine zurücklegen. Also nix mit Wanderführer. Ein Kompass, gewisse Schrittzahlen und Wahrzeichen in der Natur sollen uns von Station zu Station weisen. Unterwegs sollen wir außerdem Rätsel lösen. Spannend!
Der Weg als Ziel
„Der Skulewald hat noch viel mehr zu bieten als das, was man auf den ausgetretenen Wegen sieht. Ich bin in dieser Umgebung aufgewachsen und möchte die ganze Schönheit mit mehr Menschen teilen“, schwärmt Bengt kurz vor dem Aufbruch. Nacheinander werden die Kleingruppen in den Wald geschickt. Der Erfolg des Walkabouts beruht auf Zusammenarbeit. Einer zählt Schritte, der andere beobachtet den Kompass und der Dritte hält nach Orientierungspunkten Ausschau. Es ist wichtig, von Anfang an bei der Sache zu bleiben.
Aber sogleich werden meine Mitwanderer und ich vom „Gold des Skulewalds“ abgelenkt: Überall sind Pfifferlinge! So schnell wir können, füllen wir unsere Plastiktüte. Die Schadenfreude gegenüber der nächsten Gruppe können wir nicht unterdrücken. Aber es stellt sich ohnehin bald heraus, dass für alle genug da ist.
Auf unserer Wanderung sehen wir viele Spuren der Eisdecke, die das Land vor Jahrtausenden bedeckte, und der Landhebung, die auf ihr Abschmelzen folgte. Bengt Wallin hat die Stationen sorgfältig ausgewählt: Die Umgebung ist wunderschön und ich bin glücklich, auch wenn man das Auf und Ab bald in den Beinen merkt. Es ist eindeutig eine Aktivität für Menschen ohne Hüft-, Rücken- oder Knieprobleme. Abgesehen von den körperlichen Fähigkeiten bestimmt nur der Ehrgeiz das Tempo. Weder Bengt noch der Wald haben es eilig.
Wir genießen die Landschaft, und selbst als wir von der Gruppe hinter uns überholt werden, lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen. Die Geschwindigkeit der Schritte nimmt ab und wir lassen Seerosenteiche, Blumen, Waldluft und grandiose Aussichten auf uns wirken. Der absolute Höhepunkt unseres „Traumpfades“ ist die Pause bei einem Moor auf dem Gipfel des Mossaberget. Plötzlich gleitet ein riesiger Seeadler über uns durch die Luft. Niemand sagt ein Wort und für einen Moment sind wir wie verzaubert. Der Adler steigt rasch höher und verlässt uns so schnell, wie er gekommen war.
Während ich mich ärgere, dass ich kein Foto machen konnte, gehen wir weiter in Richtung Älvdalsstupet. Dort haben wir einen unschlagbaren Blick auf die Schlucht und die Fichtenwälder. Als ob ich erhört worden wäre, schweben nun zwei Adler vor uns in der Luft. Diesmal gelingt der Schnappschuss.
Selten hat ein Gericht besser geschmeckt. Auf den Tisch kommt Hausmannskost, die Zutaten stammen aus Wald und Meer. Als Nachtkästchen steht eine Keksrolle zur Verfügung.
Ein wohlverdientes Essen
Mit müden Gliedern und tanzender Seele bewältigen wir die letzte Etappe. Das Ziel ist ein Felsblock hoch oben auf dem Gylten. Auch dort eröffnet sich uns eine fantastische Aussicht auf die Landschaft der Hohen Küsten. Wir erlauben uns eine Pause, um das Erlebte zu besprechen. Nachdem die letzten Fragen zum Naturlehrpfad beantwortet sind, steigen wir zum Gästehaus hinab, wo uns das Abendessen erwartet.
Selten hat ein Gericht besser geschmeckt. Auf den Tisch kommt Hausmannskost, die Zutaten stammen aus Wald und Meer. Als Nachtisch gibts eine Biskuitrolle. Beim Essen denke ich schon an den nächsten Walkabout – wann ich Zeit hätte, wen ich mitnehmen würde und wie viele Leute wohl in der Pension übernachten können.
„Wie hat dir der Tag gefallen?“, fragt Bengt.
„So gut, dass ich vielen davon berichten werde“, antworte ich.
Lust auf eine wilde Wanderung?
Der Veranstalter Höga Kusten Walkabout bietet interaktive Outdoor-Abenteuer an: Wanderungen abseits der markierten Pfade mit Ausrüstung, Instruktionen und Rätseln. Auch Bushcraft, Kochen am Lagerfeuer und Schnitzeljagden durch Flora und Fauna stehen auf dem Programm.