Die Liebe zur Natur veranlasste den damals 14-jährigen Åke Nordin (1936-2013) aus Örnsköldsvik dazu, seine eigene Outdoor-Ausrüstung zu entwickeln. Vor allem mit den Rucksäcken seiner Zeit war er unzufrieden, weshalb hat er einen eigenen Stützrahmen schreinerte. Das Gestell war so stabil, dass auch Jäger, Förster, Rentierzüchter aus Lappland und andere Leute, die schweres Gepäck durch die Wildnis trugen, Rucksäcke bei ihm bestellten. Zehn Jahre lang nähte Åke Nordin an der alten Singer-Maschine seiner Mutter. Dies war der Beginn seines Lebenswerks: der Marke Fjällräven.
Revolution auf dem Rücken
„In den 1950er-Jahren sahen die meisten Rucksäcke wie schlaffe Birnen aus. Der Wanderer musste krumm laufen, um nicht nach hinten umzukippen. Das wollte ich ändern“, erklärte Åke Nordin. Er hatte gelesen, dass man schwere Lasten nahe am Rücken platzieren sollte. So schnitzte er einen Holzrahmen mit einem abnehmbaren Sack, der unten schmal und oben breit war. Der Rahmen verteilte die Last über den Rücken. So wurde das Tragen ergonomischer.
Seine Tragrahmen erregten besonders die Aufmerksamkeit der Sami, die mit ihren Rentieren wochenlang im Gebirge unterwegs waren. Sie verstanden den Wert eines robusten Rucksacks, der auch schwere Lasten erträglich machte. Mit dieser Innovation legte Åke Nordin den Grundstein der Firma Fjällräven, die er zehn Jahre später (1960) gründete.
Seitdem hat die Liebe zur Natur ihn inspiriert, das Sortiment weiter auszubauen: Neue Arten von Rucksäcken, aber auch Schlafsäcke und leichte, atmungsaktive Zelte kamen hinzu. Aus Stoffresten der Zeltproduktion wurden erste funktionale Kleidungsstücke genäht. Das neuartige Textil wurde später G-1000 genannt, wobei das G an eine erfolgreiche Expedition nach Grönland im Jahr 1966 erinnert.
Für ein besseres ”Friluftsliv”
Fjällräven (was übrigens „Polarfuchs“ bedeutet) ist heute ein globales Unternehmen, hat seinen Sitz aber immer noch in Örnsköldsvik an der Hohen Küste. Kaum eine andere Marke ist im schwedischen „Friluftsliv“ (Leben im Freien) ein derart bekannter Name. Zum Erfolg hat sicher auch der Zeitgeist beigetragen: In Schweden wurde 1963 das Urlaubsgesetz reformiert, wodurch die Menschen statt drei nun vier Wochen pro Jahr frei hatten. Gleichzeitig machten der Verband für Aktivitäten in der Natur (Friluftsfrämjandet) und der schwedische Wanderverein (Svenska Turistföreningen, STF) Erholung im Grünen immer beliebter.
Es war nun modern, draußen herumzustromern, zu übernachten und Lagerfeuer zu machen. Das Unternehmen Fjällräven trug in den 1970er-Jahren mit den ersten „Fjällräven-Wochen“ auch etwas bei. Unter dem Motto „Für alle, denen es an Können fehlt – aber nicht an Willen“ wurden Bergabenteuer auch blutigen Anfängern zugänglich gemacht. Das Wanderevent „Fjällräven Classic“ gibt‘s noch heute. Tausende von Anfängern kommen jedes Jahr zusammen, um die 110 Kilometer lange Strecke zwischen dem samischen Dorf Nikkaloukta und dem Nationalpark Abisko in Lappland zurückzulegen.
Das bekannteste Produkt von Fjällräven ist natürlich der schlichte „Kånken“-Rucksack, der seit 1978 hergestellt wird. Er wurde ursprünglich entwickelt, um Schulkinder vor Rückenschäden zu bewahren. Schulärzte und Betreuer hatten gemerkt, dass die weitverbreiteten Umhängetaschen den Kleinen Rückenprobleme bereiteten, die sich mit zunehmendem Alter verschlechterten.
Die Lösung war der Kånken-Rucksack, der nicht nur schul- sondern auch wandertauglich war. Zusammen mit der Expeditionsdaunenjacke von 1974 wird der Rucksack von Millionen Menschen getragen – sowohl von Trendsettern in den Metropolen als auch von Arbeitern im kalten Nordschweden.
Im Jahr 2020 feierte Fjällräven sein 60. Firmenjubiläum. Was in einem Keller in Örnsköldsvik begann, hat mittlerweile fast alle Ecken der Welt erreicht. Damals wie heute verfolgt das Unternehmen den Anspruch, neue und innovative Geräte und Lösungen für Ausflüge ins Grüne zu entwickeln. Durch gute Ausrüstung will man mehr und mehr Leute dazu bringen, die Natur für sich zu entdecken und dadurch auch ein gewisses Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt hervorrufen.
Vom Zelt zur Grönland-Jacke
Neben dem Kånken-Rucksack ist die Übergangsjacke „Greenland“ mittlerweile ein Kultprodukt von Fjällräven. Die Entstehungsgeschichte der Stoffjacke im Retrostil kennen nur wenige.
Um in den Sechzigern seine neuartigen Zelte zu entwickeln, sammelte Åke Nordin in seinem Keller Textilproben aus aller Welt zusammen. Eines Tages – kurz vor dem Aufbruch zu einer seiner unzähligen Bergwanderungen – fiel ihm eine olivgrüne Rolle mit festem Canvas ins Auge. Der Lieferant hatte die Robustheit des Stoffes gelobt, aber für Åke kam er für Zelte nicht in Frage: Er strebte in erster Linie ein geringes Gewicht an, und dafür war der Stoff aus Baumwolle und Polyester viel zu dick.
Aber das Material war wasserdicht und atmungsaktiv. Åke bugsierte die Rolle die Treppen seiner Wohnung hinauf, wo die Nähmaschine stand. Nach dem Erfolg einer Expedition nach Grönland im Jahr 1966 und langen Gesprächen mit den Teilnehmern Hasse Hellström und Per-Åke Sjöman über Ausrüstung und Kleidung, dachte er ernsthaft darüber nach, eine Jacke für Bergsteiger herzustellen.
Zusammen mit Profi Hellström entwarf er eine funktionelle Jacke, die sich an senkrechten Felswänden bewähren sollte. Die zwei Brusttaschen waren ursprünglich für Landkarte und Zigaretten vorgesehen. Damals ließ er Seitentaschen weg, weil Bergsteiger oft am Gurt hängen und daher sowieso nicht darauf zugreifen können.
Er warf die Singer-Nähmaschine an und sah, wie sich die Nadel mühsam durch den groben Stoff arbeitete. In den Kragen nähte er eine eng anliegende Kapuze, die den Kopfbewegungen folgen sollte. Die „Grönlandjacke“ war sofort ein Erfolg, zuerst bei Kletterern und nach einigen Anpassungen auch bei Naturburschen in Wald und Gelände.